29″ All Mountain

Norco Shinobi 1 - 2012
Norco Shinobi 1 - 2012

An 29″ Mountainbikes scheiden sich zur Zeit ja noch die Geister und auch ich muss sagen, dass ich nicht ganz vorurteilsfrei und ein wenig skeptisch auf die doch recht großen Laufräder schiele. Doch getreu dem Grundsatz „Große Leute große Räder, kleine Leute kleine Räder“ macht der relativ neue Standard eigentlich schon Sinn. Leider sahen die ersten 29″ Mountainbike-Hardtails eher gewöhnungsbedürftig aus. Denn gerade kleine Rahmen wirken recht verloren zwischen den großen Pneus und die steilen Lenkwinkel versprechen in ruppigem Gelände auch nicht gerade Laufruhe und Spaß. Umso erfreuter war ich, als dann endlich die ersten All-Mountain Fullys in 29″ auf den Markt kamen und auch NORCO mit dem „Shinobi“ ein ziemliches Spaßgerät vorstellte.Das von Norco zur Verfügung gestellte Shinobi 1 ist auch wirklich das erste 29″ MTB was mir auch optisch richtig gut gefällt. Die Geometrie sieht stimmig aus, der Lenkwinkel ist angenehm flach und auch designtechnisch macht das All-Mountainbike einen super Eindruck: mattschwarzer Rahmen mit feinen goldenen Decals, hochwertiger Ausstattung von Sram, solide und leichte Enduro Laufräder von Sun und eine Fox 34 Gabel mit goldener Kashima Beschichtung! Also nix wie raus in den Wald und auf zur ersten Testfahrt.
Nach den ersten Kurbelumdrehungen hatte ich noch nicht das Gefühl auf einem Mountainbike mit größeren Laufrädern zu sitzen. Das Shinobi ging gut nach vorne und ließ sich auch prima im Wiegetritt bewegen. Gerade von einem All-Mountainbike was z.B. hauptsächlich auf deutschen Mittelgebirgstrails bewegt wird, erwarte ich eben diese gute Beschleunigung und leichtes Handling. Durch den relativ tiefen Schwerpunkt hatte ich zudem sofort das Gefühl „im Bike“ zu sitzen bzw. zu stehen. Eigentlich verwunderlich bei Rahmengröße M, doch vielleicht machten sich hier auch schon die 29″ Räder bemerkbar. Das Shinobi 1 kommt zudem mit einer relativ tiefen Front, d.h. das Steuerrohr ist sehr flach gehalten, der Easton Haven Lenker hat nur eine geringe Steigung und auch der Vorbau ist mit 50mm schon recht kurz. Einzig die 34er Federgabel baut natürlich etwas höher als ihre 26″ Pendants. Für aktive und sportliche Fahrweise allerdings genau richtig – Touren- und Langstreckenfahrer wünschen sich hier wohl lieber einen etwas höheren Aufbau.

Dann standen die ersten Trailkilometer und vor allem engere Kurven und schnelle Richtungswechsel an. Wie zu erwarten besitzt das 29″ Bike nicht die Wendigkeit, wie es z.B. mein 26″ Sight oder Range aufweist. Doch der Unterschied war weniger gravierend als ich es mir vorgestellt hatte. Das tief herunter gezogene Oberrohr, der bereits beschriebene niedrige Schwerpunkt, der für ein 29″ recht flache Lenkwinkel und die tiefe Front sorgten für ein verspieltes Handling auf dem Trail. Die wahre Stärke des 29″ Mountainbikes und der großen Räder, wurde aber bei den ersten Wurzeln und höheren Stufen deutlich. Hier ist der Unterschied zu den kleineren 26″ Reifen deutlich spürbar und das Bike rollt wesentlich leichter über eben diese Hindernisse hinweg. Auf einem „real Freeride“ Abstecher, bei dem ich vom Weg ab und quer durch den Wald eine kleine Abkürzung nahm, zögerte ich anfänglich noch die „direktere“ Linie zu fahren. Doch bald schon störten mich heruntergefallene Äste, größere Löcher und Absätze nicht mehr und ich ließ die Bremse einfach mal länger auf. Das Shinobi bügelte mit seinem 140mm Fahrwerk und den großen Rädern einfach alles platt und ließ sich auch durch starke Schläge nicht aus der Ruhe bringen. Unten angekommen war das dann der Moment, wo ich wohl meine anfängliche Skepsis überwunden hatte und sich meine Einstellung zu 29″ Mountainbikes rapide wandelte.

Alles in allem halte ich das Shinobi 1 nach diesen ersten kurzen Erfahrungen für eine sinnvolle Alternative gerade für große Biker, die ein laufruhiges aber dennoch wendiges und verspieltes Rad der All-Mountain Kategorie suchen. Eine Variostütze, und etwas aggresivere Reifen täten dem Bike gut und würden es noch allroundtauglicher machen. Die Ausstattung ist hochwertig und auch sinnvoll zusammengestellt. So findet man am Bike eine steife 2-fach Carbon-Kurbelgarnitur in 36/24 mit bereits verbautem Bashguard, die angesprochene tiefe Front mit Easton Haven Komponeten, ein X.0 Schaltwerk und X.9 Trigger von Sram und stabile und vor allem steife Charger Pro Laufräder. Der A.R.T. Hinterbau ist mit einer 142/12mm Syntace Steckachse versehen, besitzt eine einteilige Schwinge und wird von einem Fox Rp23 Dämpfer kontrolliert. Die Fox 34 Federgabel sieht nicht nur optisch gut aus, sondern arbeitet unauffällig und mit viel Reserven an der Front. Die fehlende Absenkfunktion ist hier als einziges Manko zu sehen.
Nach diesen überaus positiven Erfahrungen werden wir das Shinobi 1 in der Saison 2012 wohl in unseren Fuhrpark mit aufnehmen, um es Euch im Rahmen unserer Fahrtechnikseminare/ Touren als Leihbike zur Verfügung stellen zu können.

Schreibe einen Kommentar