Duftender Kaffee und ein heißer erster Schluck. Frost hinter der Scheibe des Küchenfensters, die ersten Sonnenstrahlen streichen über die Baumkronen, meine Finger über das Display des iPads. Die App sagt minus 8 Grad, die Uhr zeigt kurz vor 8 und ich wähle den Kontakt von Conny. Nach kurzem Dialog, gleicher Motivation am anderen Ende der Leitung, fällt die Haustür ins – dreht sich der Zündschlüssel im Schloss. Heizung auf „max“, Gaspedal eher „medium“ und kurz darauf Shakehands auf dem Parkplatz. Eine herrliche trockene Kälte heute morgen. Den Reißverschluss am Kragen noch etwas höher, ein kalter Finger im Handschuh auf dem Power-Button und knirschendes Eis unter den Reifen. Weiße, grüne und braune Farbtöne vermischen sich, die Landschaft fliegt vorbei, mein Atem gefriert an Wangen und Kinn. Wir tauchen ein in den Wald. Schnelles Schalten, Gegenanstieg, das Gelände fällt wieder ab, Wellen wegdrücken, das Bike um die Bäume zirkeln, hartes Anbremsen und ein Sprung über eine Kante. Conny lacht und schießt über eine sonnenüberflutete Lichtung. Ich schalte zurück, folge ihm durch gefrorenes Laub, Modus auf „Turbo“, das VR leicht in der Luft. Wir ducken uns unter Windbruch hindurch, der Trail endet am Waldrand, ein fantastischer Blick auf die Dächer der Stadt. In der Ferne steigt Rauch aus vielen Schornsteinen, Lichter glitzern, die Dächer sind teils schneebedeckt. Der nächste Anstieg auf eine kleine Kuppe, ein langer Wiesenweg, Eiskristalle auf den Schuhspitzen und ein weiterer Trail über einen wurzligen Kamm. Das Fahrwerk arbeitet, der Wind pfeift in den Ohren, kleine Äste knacken beim Überfahren. Noch ein, zwei Kurven, über uns krächzen Raben in den Kronen der Buchen, dann die steile Schlüsselstelle. Das Vorderrad entlasten, kontrolliertes Rutschen dank tiefem Schwerpunkt, Bremsen auf, dann sind wir unten. Conny streckt mir die Faust hin, wir grinsen und nehmen den direkten Weg zurück. Steil bergauf, das Hinterrad sucht Halt auf dem gefrorenen Boden, Traktion im Wechsel mit Traktionsverlust, Gleichgewicht halten, ein Schweißtropfen perlt über das Glas meiner Brille. Eine kleine Lücke im Gebüsch, Sattelstütze tief, wir spielen mit den Wellen und Sprüngen, lassen uns treiben. Restenergie im System vorhanden, ok dann noch ein Trail. In dieser Ecke war ich lange nicht. Genial, alte Localtrails und Pfade. Hier hat sich fast nichts verändert. Eine weite Schleife zurück zum Parkplatz, blinkende LED des Akkus, Schnee und Eis schmelzen am warmen Motorgehäuse, ich ziehe den Reißverschluss am Kragen wieder herunter. Die Sonne steht etwas höher, der Wind noch immer eisig. „Was geht nachher noch?“ frage ich Conny. Büro, Familie, dann noch eine späte Runde? Wir klatschen ab, die Heckklappe wird geschlossen, der Motor gestartet und die 70´s Playlist gewählt. Ein perfekter Start in den Tag, kurz, kalt und intensiv. Auf wunderbare Weise stark Beschleunigt und gleichzeitig auch Entschleunigt. Das machen wir mal wieder. Einfach hammerharz.
Danke an LUX FOTOWERK für die – mal wieder – genialen Shots :)