Mal wieder den Wecker auf 5.30 gestellt. „Geht ja noch, wäre im Sommer schlimmer“ denkt man. Gefühlte Minuten später wabert der Weckton durch die Dunkelheit. Man dreht sich auf die andere Seite. Aber nein, der Kollege steht ja gleich vor der Tür. Jetzt aber schnell. Kaffeemaschine schon am Vorabend vorbereitet. Hammer! Klamotten gegriffen, Autoschlüssel, Haustür. Mist, Thermoskanne vergessen. Schnell zurück. Eiskratzen und Motor Laufenlassen, Sitzheizung Stufe 5. Dann gehts los, immer durch die Dunkelheit. Etwas weiter in der Mitte der Straße bleiben und maximal 90 Fahren. Ziemlich viel Wild unterwegs morgens im Harz. Jetzt ist der Wagen ordentlich warm, richtig gemütlich, selbst der Kaffee schmeckt spitze. Leider gehts hier schon raus. Keine Menschenseele auf dem Parkplatz nur knirschendes Eis unter den Füßen. Handschuhe spare ich mir für das Anziehen und Vorbereiten der Bikes denke ich. Eiskalte Finger hätte ich mir sparen können, hätte ich gleich Handschuhe angezogen, denke ich. Jetzt ab in den Sattel, der Horizont leuchtet schon orange. Frost, Schneekristalle und knackende Schaltwerke. Die aufkommende Begeisterung wird dennoch schnell von der Kälte wieder eingefroren. Doch lieber die Kapuze überziehen und erst am Anstieg zum alten Goethebahnhof wieder lupfen. „Nicht zuviel Schwitzen“ denkt man, doch natürlich klappt das wieder nicht. Trotz E-MTB und Zusatz-Watt auf der Kette. Die Kuppe ist erreicht, in Torfhaus leuchten die Lichter und der Blick in Richtung Norden knallt wie immer. Die Begeisterung ist wieder da und auch die Betriebstemperatur. Die Kälte hat jetzt keine Chance mehr. „Guten Morgen“ siehe da noch andere Frühaufsteher. Wir fahren weiter entlang der Bahntrasse der Harzer Schmalspurbahn und der Himmel wechselt erneut die Farbe. Herrliches Blau, wie stehts mit der Zeit? Unscheinbare Eisplatte voraus und Unterstützungsstufe auf „sport“. Wenig Traktion. Super Slide. Ellenbogen. Aua. Endlich ist die Brockenstraße erreicht und wir rollen die letzten Höhenmeter hinauf in Richtung Gipfel. Der Blick geht gen Osten. Unten schimmern Ilsenburg und Wernigerode, Dunst und Nebel nur in weiter Ferne. Dabei so gut wie windstill. Stoked! Jedes mal wieder wunderschön und man ist hellwach. Ankommen am Brockenstein. „Guten Morgen“ und den Rucksack mit der Kamera abgesetzt. 7.35 Uhr wir haben noch etwas Zeit zum Genießen und Plaudern. Ein netter älterer Herr erklärt Bergsilouetten in der Ferne und seine noch analoge Kamera. Tatsächlich etwas neues gelernt. Unser Gespräch wird unterbrochen. Durchbruch, die Sonne ist da. Langsam schiebt sich ein goldenes, helles Licht am Horizont aus den Wolken. Der Brockenturm und die Gebäude beginnen zu leuchten, dann der Stein und unsere Gesichter. Kameraknipsen, Positionswechsel, Vorsicht Eisplatte! Was ein herrlicher Anblick. Jedesmal wieder wunderschön und man plant im Geiste schon die nächste Ausfahrt. Achtermann? Leistenklippe? Sonnenklippen? Ich spüre meine Füße nicht mehr, Zeit zum Aufbruch. Schnell das Gepäck verstaut und die Kapuze hochgezogen. Jetzt kommt der unangenehme Teil. Lange Abfahrt ohne Treten. Sehr lange kalte Abfahrt ohne Treten. Fahre ich schneller dann tut es kürzer weh? Fahre ich langsamer dann wird der Fahrtwind weniger? Irgendwie kommen wir natürlich immer wieder am Parkplatz an, steifgefroren aber glücklich. Schnell die Bikes verstauen, Motor starten und Lüftung auf Stufe 3. Kurz hinter Braunlage sind die Finger wieder warm, der Schmerz verflogen. Stopp in Bad Lauterberg. „Eine Tüte Brötchen bitte“ und man freut sich aufs Frühstück. Der zweite Kaffee des Tages schmeckt sogar noch besser. In der anderen Hand die Kamera zum Fotos sichten. Perfekt! Wollen wir morgen tatsächlich wieder los?!
Ein Kommentar
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Sehr schön geschrieben – tolle Bilder. Ja, der Brocken hat auch im Winter seine Reize.
@Jan,..wir trafen uns am 28.11. bei Sturm, -12 Grad und einem extrem unfreundlichen Brockenwirt. 😬
Ride on
Frank