Viele Mountainbiker fahren mit Brillen, manche fahren ohne sie. Für manche stehen Funktion, Sicherheit und Komfort an erster Stelle, für die anderen ist die Optik und der Style ein wichtiger Punkt. Auf jeden Fall macht es Sinn sich die unterschiedlichen Modelle und deren Besonderheiten mal genauer anzuschauen und zu überlegen, was man selber eigentlich wirklich braucht, ob eine teure Anschaffung tatsächlich Sinn macht oder ob es auch eine günstige Alternative mit einfachem Glas tut.
Bei mir haben Brillen beim Mountainbiken schon immer eine wichtige Rolle gespielt, aus funktionalen und natürlich auch aus optischen Gründen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich auch sehr viele Touren ohne Brille gefahren bin. Man kennt es: Trägt man mal keine Brille bei der Ausfahrt, so fliegt einem irgendwann dann doch ein Dreckkrümel ins Auge oder ein Fichtenzweig schlägt unerwartet vom Vordermann zurück. Dann schwört man sich, beim nächsten mal ganz sicher eine Brille aufzusetzen und ärgert sich über tränende und juckende Augen Abends auf dem Sofa. Mittlerweile trage ich eigentlich bei jeder Tour mit dem Mountainbike eine Brille – aus eben diesen oben genannten Punkten.
Als mich Robert Mergenthal von SEHENSWERT in Göttingen mal nach einer gemeinsamen Ausfahrt ansprach, ob ich nicht Interesse hätte eine aktuelle Sportbrille von OAKLEY zu testen, sagte ich natürlich nicht nein. Robert unterstützt schon seit einigen Jahren lokale Sportvereine, Teams und einzelne Sportler aus der Region und führt seinen gut sortierten Laden Sehenswert mit viel Leidenschaft und Kompetenz. Ein paar Tage später besuchte ich ihn dann im Ladengeschäft und ließ mich nach einer ausführlichen Beratung über die Vorzüge der unterschiedlichen Modelle und Gläser, von einer JAWBREAKER mit dem photochromic Glas überzeugen. Da ich bei einer Tagestour die unterschiedlichsten Landschaftsformen, helle und dunkle Bereiche und Sektionen vorfinde, sowie gerne im Bikepark unterwegs bin, war dieses helle und selbsttönende Glas meine erste Wahl. Als Rahmenfarbe wählte ich aus den vielen Varianten ein schlichtes schwarz.
Selbsttönende Gläser sind jetzt keine Neuheit auf dem Brillenmarkt und einige Marken bieten diese inzwischen an. Doch eigentlich war ich immer etwas skeptisch, was die Funktion und Effektivität dieser Technologie ausmachte. Ich hatte vor einigen Jahren mal ein Modell eines anderen Herstellers getestet und ehrlicherweise keinen herausragenden Effekt bei der Helligkeitsanpassung wahrnehmen können. Umso mehr war ich jetzt auf die Oakley Jawbreaker gespannt und freute mich auf die erste Ausfahrt.
RAHMEN & GEWICHT:
Die Brille besteht aus einem leichten Kunststoff-Rahmen, der mit einigen interessanten Features ausgestattet ist. So können z.B. die Bügel individuell in der Länge angepasst werden, sind für festen Sitz am Kopf leicht gummiert. So kann man die Brille ziemlich genau eingestellt werden und passte sich auch meinem recht kleinen Kopf gut an. Sie sitzt bei mir recht unauffällig und wirkt angenehm leicht. Ein weiteres Feature ist die sogenannte Switchlock Glaswechseltechnologie, mit der ich in wenigen Handgriffen den Rahmen öffnen und das Glas unkompliziert und vor allem ohne Biegen oder Stauchen austauschen kann. Das bringt übrigens auch bei intensiver Reinigung eine Menge und spart Zeit und Nerven.
SCHUTZ & SICHTFELD:
Punkt eins ist die Passform einer Sportbrille. Nichts ist nerviger, als wenn man eine Brille trägt, der Rahmen ist etwas zu groß und der Dreck spritzt von unten am Rand vorbei ins Gesicht. Natürlich ist es auch stark von der Kopf-/ Gesichtsform abhängig, in wie weit ein Rahmengestell abschließt, aber das ist wie ich finde ein wichtiger Punkt bei der Auswahl des Modells. Die Jawbreaker hat ein relativ großes Sichtfeld und das Glas ist weit nach unten und zur Seite gezogen. Damit verhindert sie recht effektiv den oben genannten Effekt und man hat in der Tat die Augen bei entsprechenden Sektionen weniger stark (reflexartig…) zusammen gekniffen und ist dadurch natürlich auch sicherer unterwegs. Der zweite Punkt ist der Blick am Rahmen vorbei. Ich hatte häufig das Problem, das ich bei aggressiver Fahrweise, tief nach vorn gebeugt und den Kopf im Nacken, bei manchen Brillen gegen die obere Rahmenkante geschaut habe. Bei der Jawbreaker ist das kein Problem und das Blickfeld wurde bei mir eigentlich in keiner Richtung wesentlich eingeschränkt.
BELÜFTUNG:
Darüber hinaus ist die Brille sehr gut und intelligent belüftet, was sich auf den ersten Ausfahrten schon als sehr nützlich erwiesen hat. Nichts ist nerviger, als wenn man z.B. bei langsam gefahrenen Steilstücken bei heißen Temperaturen, beständig mit beschlagenen Gläsern zu kämpfen hat und die Brille absetzen oder verschieben muss. Hier hatte ich in der Vergangenheit schon andere Brillenmodelle – auch von Oakley – verwendet und eben diese negativen Erfahrungen gemacht. Auch ist es natürlich immer komfortabler und angenehmer, wenn ich eine Brille bei kurzen Stopps weniger auf- und abziehen muss, um sie vor Beschlagen zu schützten. Wobei man faiererweise sagen muss, das auch die Jawbreaker bei wirklich sportlicher Fahrweise und plötzlichen Stopps oder sehr langsamen Geschwindigkeiten, nicht vor Beschlagen gefeit war. Aber das ist ja bei hochwertiger Funktionsbekleidung ähnlich. Letztlich ist die Brille aber in dieser Hinsicht „sehr unauffällig“ und ähnlich wie bei perfekt sitzenden Knieschonern, vergisst man irgendwann sogar, dass man sie trägt.
GLAS & PHOTOCHROMIC:
Was mich am meisten interessierte, war natürlich die Funktion des selbstanpassenden (photochromic) Glases. Das Glas hat eine Resttönung von nur 10% und ist damit eigenlich fast klar. Ist man im dichten Wald unterwegs oder fährt auch gerne mal in der Dämmerung oder bei trüben, grauen Lichtverhältnissen, so fühlt man sich in keinster Weise eingeschränkt. Auch bei unseren „Early Bird“ Touren frühmorgens zum Brockengipfel habe ich die Brille getragen und hatte keine Probleme mit den eingeschränkten Lichtverhältnissen. Die Optik ist von gewohnter Oakley Qualität und es ist selbstverständlich keinerlei Verzerrung oder ein „unangenehmes Gefühl„, welches bei sehr günstigen klaren Gläsern nach einer Weile des Tragens auftreten kann, zu bemerken. Was ein solches Glas aus meiner Sicht leisten muss, ist natürlich eine hohe Geschwindigkeit bei der Helligkeitsanpassung, da wechselnde Lichtverhältnisse im Harz ja im realen Betrieb sehr häufig vorkommen. Hier hat mich das Glas wirklich überrascht, da es ähnlich wie bei der guten Belüftung sehr unauffällig und vor allem schnell arbeitet. Bei längeren Fahrten durch die Sonne, ist das Glas sehr dunkel und man hat das Gefühl eine normale Sonnenbrille zu tragen. Fährt man dann in den Trail bzw. in den Wald und einen dunkleren Abschnitt ein, so ist der Übergang und die Aufhellung sehr schnell und mit optimaler Resttönung vollzogen. Fährt man aus dunkler Umgebung in helles Licht, ist der Effekt der Tönung noch deutlicher zu spüren.
FAZIT:
Ich hatte die Möglichkeit die Oakley Jawbreaker in der kompletten Saison 2017 zu testen und bin sie bei eigentlich jeder Witterung und allen Sichtverhältnissen gefahren. Sie ist mittlerweile die Brille meiner Wahl geworden und ich trage sie bei jeder Ausfahrt regelmäßig. Gerade das unauffällige Arbeiten der Selbsttönung und die gute Belüftung sind für mich die wichtigsten Features dieser Brille. Ich vergleiche es immer mit perfekt sitzenden Knieschützern oder einer optimal eingestellten Schaltung oder Kettenführung. Sie sollen ihre Funktion erfüllen ohne das man sie bewusst wahrnimmt oder ständig mit Nachjustieren, Einstellen etc. beschäftigt und abgelenkt ist. Die Jawbreaker vermittelt mir solch ein Gefühl und ich bin wirklich positiv überrascht von ihrer Performance. Man sollte die Brille allerdings sehr gut pflegen und immer gut im Case bzw. dem Microfaserbeutel verstauen. Reibt man zu oft mit dem Trikot oder Shirt den Dreck vom Glas, wird dieses auf die Dauer schnell matt und verkratzt. Negativ ist mir in der Tat eigentlich nichts weiter aufgefallen, einzig der etwas höhere Anschaffungspreis muss natürlich gut überlegt werden. Auf der anderen Seite fahren viele Mountainbiker mit sündhaft teurem Material und sehr hochwertiger Ausrüstung durch die Gegend – sparen aber an der Brille oder verwenden teils einfache Plastikgläser. Selbstverständlich muss jeder selber entscheiden, ob es eher ein highend Schaltwerk oder doch eine gute Sportbrille sein soll. Allerdings wäre mir persönlich ein perfektes „Bild“ und optimale Abbildung und Kontrastverhalten, ein freies Blickfeld und keine Einschränkungen in der Belüftung oder der Sicherheit, schon viel wert.
Danke nochmal an Robert von SEHENSWERT und Guido von OAKLEY Deutschland für den super Support, die Beratung und die Möglichkeit die Brille ausgiebig testen zu können. Ich freu mich schon auf die nächste Ausfahrt.
Moin Jan,
wow!!! Dankeschön für Deinen megatollen, und objektiven Artikel über die „Jawbreaker“, Deine Mühe und die viele Zeit, die Du Dir hierfür genommen hast! Ich leite das natürlich weiter😎🤘!